Freudig rennt „Blue“ los und verschwindet blitzschnell im Gebüsch. Beim Kommando „such und hilf“ weiß der Hund genau, was er zu tun hat: Er soll einen Menschen suchen, der sich irgendwo im Wald aufhält. Schon nach wenigen Minuten wird „Blue“ fündig, bellt ununterbrochen und erhält eine Belohnung. Für ihn ist es ein Spiel, das ihm sichtlich Spaß macht. Tatsächlich handelt es sich um zielgerichtetes Training der Rettungshundebereitschaft Ulm/Alb-Donau des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Zweimal pro Woche üben Mensch und Hund für den Ernstfall.
Intensive Ausbildung
Neun einsatzfähige Hundeteams – bestehend aus je einem Rettungshund und seinem Herrchen oder Frauchen – gehören zur DRK-Rettungshundebereitschaft Ulm/Alb-Donau, neun weitere Teams befinden sich derzeit in Ausbildung. Zwei bis drei Jahre braucht ein Hund, bis er zum ersten Mal die Prüfung als Rettungshund ablegen kann. Er muss dann in der Lage sein, ein 30 000 Quadratmeter großes Waldstück in 20 Minuten abzusuchen und bis zu drei Personen zu finden. Auch die Hundeführer und Helfer müssen mehrere Ausbildungen durchlaufen, unter anderen zur Orientierung im Gelände und zum Umgang mit Funk, Karte und Kompass sowie einen Sanitätskurs. Alle zwei Jahre wiederholt das Hundeteam die Prüfung.
Einsätze oft bei Nacht und Kälte
Ihre Einsätze sind anspruchsvoll: „Meistens müssen wir nachts ausrücken und auch bei Kälte, schlechtem Wetter oder in unwegsamem Gelände suchen“, berichtet Ralf Scheller. Er ist Bereitschaftsleiter der DRK-Rettungshundebereitschaft Ulm/Alb-Donau und teilt sich diese Aufgabe mit Gabi Weißenberger. Vermisst gemeldet werden Menschen oft erst am Abend, wenn sie nicht nach Hause oder in ihr Pflegeheim zurückgekehrt sind. Im Durchschnitt wird die DRK-Rettungshundebereitschaft alle 14 Tage gemeinsam mit einer weiteren Ulmer Rettungshundestaffel von der Polizei um Hilfe gebeten. Meist wird nach älteren Menschen gesucht, die sich verirrt haben, unterwegs gestürzt sind oder aufgrund von Demenz weggelaufen sind.
„Leute finden ist toll“
Zurück in den Wald: Inzwischen hat auch „Rey“, ein bereits geprüfter Australian Shepherd, seine Aufgabe mit Bravour gemeistert: Er hat einen Mann gefunden, der regungslos in einem Jägerhochsitz lag. Hundeführer Julian Fader belohnt „Rey“ mit einer Leckerei und ausgiebigem Spielen. „Dadurch lernen die Hunde: Leute finden ist toll“, erklärt Ralf Scheller. Damit die Tiere Erfolgserlebnisse haben und für den Ernstfall motiviert bleiben, werden ihnen je nach Ausbildungsstand unterschiedliche Aufgaben gestellt. Bei den einfacheren Übungen läuft zum Beispiel ein Gruppenmitglied auf Sicht weg und versteckt sich hinter einem Baum. Schwieriger wird’s, wenn die zu suchende Person das Waldstück gegen die Windrichtung betritt. Dann muss der Hund Hochwitterung aufnehmen und ohne eine Fährte nach Menschen suchen. Dies unterscheidet den Flächensuchhund vom so genannten Mantrailer (Personenspürhund), der einen Gegenstand der vermissten Person beschnuppert und diesem spezifischen Geruch folgt. Dafür ist ein anderes Training erforderlich.
Etwas Sinnvolles tun
„Blue“ und „Rey“ gehören – wie die meisten anderen Hunde der DRK-Rettungshundebereitschaft Ulm/Alb-Donau – zu den Flächensuchhunden. Sie folgen den Befehlen aufs Wort und verfügen zugleich über den nötigen Eigensinn, um selbstständig einen Menschen zu suchen. Die Motivation für dieses zeitaufwändige Training ist bei den meisten Hundeführern ähnlich. Julian Fader beschreibt seine Beweggründe so: „Wir haben eine Beschäftigung für unseren Hund gesucht. Es macht uns Spaß, und wir tun auch noch etwas Sinnvolles.“