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Eine Antwort auf den demografischen Wandel: Vom Mehrgenerationenhaus ins Quartier

MECKENBEUREN-LIEBENAU – Das Mehrgenerationenwohnen nach dem Konzept „Lebensräume für Jung und Alt“ der Stiftung Liebenau gibt es seit nunmehr über 25 Jahren an mittlerweile 29 Standorten in Deutschland. Trotz dieses Alters ist es immer noch top aktuell und nachgefragt – erst recht im Hinblick auf die Weiterentwicklung, die es gerade erfährt. Die „Lebensräume“ erweitern sich, im wahrsten Sinne des Wortes. In den Blick genommen wird nicht mehr vorrangig die Mehrgenerationenwohnanlage, sondern das ganze Quartier, die ganze Kommune.

Sommerfest im Rahlentreff in Ravensburg.

Beim gemeinsamen Gärtnern in den Lebensräumen in Meckenbeuren können Jung und Alt voneinander lernen.

In den Lebensräumen in Oberteuringen rücken Jung und Alt zusammen.

Lebensräume für Jung und Alt

Die Lebensräume für Jung und Alt sind eine Wohn- und Lebensform für Seniorinnen und Senioren, für Alleinstehende, Paare, Alleinerziehende oder junge Familien, die einerseits größtmögliche Autonomie und Freiheit lässt und andererseits Fürsorge und Gemeinschaft garantiert. Genauso, wie es sich viele Menschen wünschen und wie es die Gesellschaft heute benötigt. Fachkräfte für Gemeinwesenarbeit sind dabei Bindeglied zwischen allen Aktivitäten. Sie fördern Selbst- und Nachbarschaftshilfe und binden Ehrenamtliche ein.

 

Caring Community – „Sorgende Gemeinschaft“

In den nächsten Jahren wird sich die Zahl der hochbetagten Menschen mit einem vergleichsweise hohen Pflege- und Unterstützungsbedarf nahezu verdoppeln. Diese Menschen wollen auch bei Hilfe- und Pflegebedarf zu Hause oder zumindest in ihrem vertrauten Wohnumfeld verbleiben und möglichst lange selbstständig und selbstbestimmt leben. Diese Umstände allein mit dem Ausbau der traditionellen stationären Versorgungsangebote zu stemmen, wird nicht möglich sein. Ein wichtiges Stichwort bildet hierbei die „Sorgende Gemeinschaft“, die die Grundlage für eine bestmögliche Unterstützungs- und Pflegestruktur im Sozialraum darstellt. Dabei geht es darum, möglichst viele an der Betreuung, Hilfe und Pflege zu beteiligen und den professionellen Bereich zu entlasten.

 

Erweiterung der „Lebensräume“

Das Konzept, das bisher einen starken Fokus auf die Mehrgenerationenwohnanlage hatte, will die Stiftung Liebenau zukünftig für das ganze Quartier, für die ganze Kommune erweitern. Zur bereits bestehenden Arbeit der Gemeinwesenarbeiterinnen und -arbeiter an den Lebensräumen für Jung und Alt sollen zukünftig zwei Elemente hinzukommen, die sowohl präventiv wirken als auch neue Potentiale für ein Pflegearrangement haben: die Lotsenfunktion und die Hausbesuche.

 

Die Lotsenfunktion – eine Erstinformation

Ältere Menschen mit angehendem Unterstützungs- und Pflegebedarf sehen sich einer Vielzahl von Fragen, Unklarheiten und Angeboten gegenüber. Die Betroffenen haben Vorstellungen, Wünsche und Ansprüche auf Leistungen, wissen aber nicht, wie vorgehen, wo anfangen und an wen wenden. Hier besteht eine (Informations-)Lücke. Wer kann Kontakte zu pflegerischer und medizinischer Versorgung vermitteln und hat zudem Kenntnisse zu verschiedenen Angeboten und Potentialen im Quartier? Dabei geht es grundsätzlich um eine Erstinformation für Bewohnerinnen und Bewohner der Lebensräume für Jung und Alt wie auch für Bürgerinnen und Bürger der Kommune beziehungsweise des Quartiers, nicht um eine klassische Pflegeberatung oder eine Konkurrenz zu öffentlichen Pflegestützpunkten.

 

Die Lotsinnen und Lotsen haben dabei den Vorteil, das Ganze im Blick zu haben: niederschwellige Unterstützung durch Nachbarn und Ehrenamtliche und Kontakte für eine konkrete Pflegeberatung. Mehr Ressourcen können genutzt, individuellere Lösungen gefunden, Sorgeverantwortung verteilt werden. Und dies gilt auch in die andere Richtung. Auch ältere und pflegebedürftige Menschen bringen Ressourcen ins Quartier, in die Gemeinschaft ein. Was hält länger fit und lebensfroh, als eine Aufgabe und das Gefühl, gebraucht zu werden? Auch das ist Lotsenfunktion. Wie können ältere Menschen, bei denen der erste Blick nur auf den Hilfebedarf fällt, ihren Platz und ihre Aufgabe im Quartier finden?

 

Präventiver Hausbesuch

Durch eine Analyse des Wohnumfeldes kann eine Gefahren- und Risikoreduktion bei Bürgerinnen und Bürger im Alltag erreicht werden, zum Beispiel im Hinblick auf Stürze und Unfälle. Ein weiteres Ziel der Hausbesuche ist zudem – durch eine frühzeitige Bestandsaufnahme und Erkenntnis von Bedarfen, Notwendigkeiten und Anforderungen – die Vermeidung von Pflegeheim- und Krankenhausaufenthalten. Schließlich soll immer auch die Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens und der Lebensqualität der Bürgerin und des Bürgers im Fokus stehen. Selbstverständlich ist bei den präventiven Hausbesuchen auch von ehrenamtlichen Helfern aus der Gemeinde gedacht. Hierfür bedarf es entsprechender Qualifizierungen, die die Stiftung Liebenau zusammen mit der Akademie Schloss Liebenau anbieten kann.

 

Digitalisierung – mehr Optionen zur Teilhabe im Quartier

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Weiterentwicklung der „Lebensräume für Jung und Alt“ ist die Digitalisierung. Im Quartier bietet sie für alle Altersgruppen vielfältige Chancen, zum Beispiel durch eine vereinfachte Kommunikation, Einkaufshilfen, Beratungs- und Schulungsmöglichkeiten, digitale Arztkontakte. Die Stiftung Liebenau steht mit den Plattformen für Nachbarschaft und Pflege nebenan.de und mitpflegeleben.de in Kontakt und lotet Zukunftsmöglichkeiten aus. Gleichzeitig werden marktreife technische Assistenzsysteme im Haus der Pflege St. Konrad in Kressbronn getestet. Diese will die Stiftung Liebenau langfristig auch in häuslicher Umgebung zum Einsatz bringen. Ein weiterer technischer Baustein in der  Testphase ist die Telemedizin, der Austausch zwischen Patient und Arzt via Video.

 

Zusammenrücken im Quartier

Alle diese Veränderungen, Maßnahmen und Innovationen sollen dazu beitragen, dass Menschen in einem Quartier, einer Gemeinde näher zusammenrücken, Sorgeverantwortung auf mehrere „Schultern“ verteilt wird und sich jeder nach seinen Fähigkeiten und Wünschen einbringen kann. Der bisherige „Lebensraum“, fokussiert auf die Mehrgenerationenwohnanlagen, wird erweitert und bezieht in Zukunft das gesamte Quartier und die ganze Kommune mit ein.

 

 

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